Staat versus Kirche - wer hat die größere Macht?

Kurzgeschichten

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In der Berliner U-Bahn

U-Bahn-Esser

Die nette Motzverkäferin

Damenwahl

Die spitzen Schuhe

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Im menschlichen Körper

Die tierischen Energiespeicher

Die Post des Körpers

C
Biograhisches

Der Auftritt

Der Maikäfer

D
Zur Zivilisation

Die Bedeutung des Nuckels

 

Staatliche Macht versus Kirchenmacht
Religiöse Konstruktionen und staatliches Handeln

1. Eingrenzung des Themas

Unter einer Konstruktion versteht die Philosophie lebender Systeme eine geistige, in Begriffen formulierbare und kommunizierbare Erklärung der Realität. Realität ist die außerhalb und unabhängig vom Bewusstsein des Individuums stattfindende Wirklichkeit. Die aktuellen Konstruktionen über diese Wirklichkeit und die Regeln ihrer Veränderungen in der Vergangenheit und in der Gegenwart sind die Naturwissenschaften. Ob eine naturwissenschaftliche Konstruktion, eine "Theorie" die Realität adäquat darstellt, wird anhand von Versuchen überprüft. Führen diese zu dem vorhergesagten Ergebnis, kann die dahinter steckende Konstruktion, die "wissenschaftliche Theorie", als richtig angesehen werden.

In der Vergangenheit wurden zur Erklärung der Realität religiöse Konstruktionen entworfen. Obwohl diese in der Geistesgeschichte der Menschheit durch die Entwicklung der Naturwissenschaften als überholt und zur Welterklärung als überflüssig angesehen werden können, existieren sie dennoch weiter. Kern dieser noch existierenden religiösen Konstruktionen, bei denen ich mich hier auf die sogenannte monotheistische Variante dieser Konstruktionen beschränke, ist der sogenannte " Jahwe", Gott" oder "Allah" oder auch anders bezeichnete Schöpfer des Universums. 

2. Die Religionsgemeinschaften

Die Anhänger derartiger religiöser Konstruktionen haben sich in Glaubensgemeinschaften organisiert, die auch "Kirchen" genannt werden können. Aus der Sicht der Philosophie Lebender Systeme handelt es sich um Lebende Systeme höherer Ordnung. Diese gehorchen den Verhaltensregeln jedes Lebenden Systems, nämlich den beiden Handlungszielen Selbsterhaltung (Überleben) und Selbstentfaltung (Vergrößerung). Diesen beiden Zielen sind auch die Systeme Mensch unterworfen, also die Individuen, die diesen übergeordneten Systemen angehören (die "Gläubigen"), ähnlich wie die Zellen eines lebenden Körpers Teile des Individuums sind.

Die hier untersuchten "Kirchen" – jede der 3 großen monotheistischen Religionen hat unterschiedliche Glaubensvarianten , besteht also aus mehreren Kirchen, die sich nicht nur durch die Glaubensinhalte unterscheiden, sondern auch durch ihre Organisationsstruktur. Als Atheist kann der Autor sich natürlich nicht zu den Glaubensinhalten äußern, zu den Organisationsstrukturen allerdings sehr wohl.

3. Die Organisationsstruktur der Kirchen

Alle religiösen Konstruktionen haben die Gemeinsamkeit, dass der Anführer, der Oberste bzw. der sogenannte "Schöpfer" nicht in der Realität existiert, sondern im Raum des Geistes. Diesem real nicht existierenden, geistigem Konstrukt "Schöpfer" wird allerdings jeweils unterstellt, dass es Verhaltensregeln für die Individuen, die an dieses Konstrukt glauben, aufgestellt hat. Wer an dieses Konstrukt glaubt, muss bestimmte Verhaltensweisen zeigen, anderenfalls kann er aus der Gemeinschaft der Gläubigen ausgestoßen oder auch gequält und ermordet werden. Die Tötung derartiger Abweichler, beispielsweise die Verbrennung von sogenannten "Hexen", ist sozusagen das Extrem des Ausschlusses und ist durch den Obersten, den Schöpfer, Gott usw. legitimiert und straffrei.

Die verschiedenen monotheistischen Religionen haben eine Entwicklung hinter sich und können hinsichtlich ihrer Organisationsstruktur durch den Grad ihrer hierarchischen Strenge unterschieden werden. Beispielweise waren die ersten christlichen Gemeinschaften nach der Hinrichtung ihres ersten weltlichen Führers ("Jesus") kommunistisch organisiert. Die Gläubigen lebten in Gruppen zusammen, die kein persönliches Eigentum kannten. Sie hatten keinen weltlichen Führungsanspruch und ließen sich von Andersgläubigen in römischen Arenen von Löwen und anderen Tieren auffressen. Als das Christentum zur Staatsreligion ernannt und der Kirche Landeigentum gesprochen wurde, änderte sich dies. Nunmehr installierte sich eine Hierarchie von Kirchenfürsten, die man als faschistisch bezeichnen könnte. Die Befehlsgewalt einer derartigen Organisation geht von oben nach unten. An der Spitze einer solchen faschistischen Organisation steht der oberste Befehlsgeber. Diese Organisationsstruktur wurde der Organisation weltlicher Herrschaft entlehnt, an deren Spitze ein Monarch stand. Statt "faschistisch" könnte man diese Organisationsstruktur also auch "monarchistisch" nennen. Den Begriff "faschistisch" übernehme ich deshalb, weil die letzten derartigen weltlichen Organisationsstrukturen staatlicher Art so genannt werden und die gegenwärtig noch existierenden Monarchien dem jeweiligen Monarchen keinen Einfluss auf die politische Macht zugestehen.

Die Macht in der Religionsgemeinschaft wird also vom jeweiligen Führer, egal wie er genannt wird, ausgeübt. Da dieser sich im Jenseits befindet und über keine Sprache verfügt, wird selbstverständlich die reale Macht von seinen Stellvertretern auf Erden und seinen Untergebenen ausgeübt. Von dieser Regel sind mir als Ausnahmen nur die reformatorischen Kirchen bekannt, die dem Individuum eine direkte persönliche Beziehung zu "Gott" gestatten, die eine geistige Führung und eine Korrektur des tatsächlichen Verhaltens der Gläubigen durch hierarchisch legitimierte reale Herrscher überflüssig macht.

Ein entscheidender allen Kirchen gemeinsamer Punkt ist jedoch der, dass der oberste Herrscher im Jenseits als männlich gedacht wird. Diese Konstruktion eines männlichen Führers oder Gottes scheint mir zu beweisen, dass die Individuen, die sich die Religionen ausgedacht haben, männlichen Geschlechts waren. Ein anderes Indiz dafür ist, dass im Rahmen der religiösen Konstruktionen männliche Menschen eine andere Rolle spielen als die weiblichen Gläubigen. Dem weiblichen Geschlecht wird in allen Kirchen eine untergeordnete Rolle zugewiesen. Der männliche Mensch hat die Herrscherposition und der weibliche Mensch ist sein Diener. Diese Entmündigung und Diskriminierung der Frau ist in den verschiedenen Kirchen allerdings von unterschiedlicher Intensität.

Allen religiösen Konstruktionen ist jedoch diese Herabsetzung des Weiblichen gemeinsam.

4. Die staatliche Gleichberechtigung der Geschlechter

Die weltlichen Organisationsformen menschlicher Gemeinschaften, die lebenden Systeme des Typs "Staat", haben inzwischen weitgehend eine formale Gleichstellung der Geschlechter installiert. Dies besonders in den westeuropäischen Kulturen. Das ist nach Ansicht der Philosophie lebender Systeme Folge der Industrialisierung.

Zu Beginn dieses Industrialisierungsprozesses war der Arbeiter noch männlich und musste durch seine Arbeit eine Familie ernähren. Unter dem Diktat der immer kostengünstigeren Herstellung der Industrieprodukte (Konkurrenzprinzip und Steigerung des Gewinns) mussten die Arbeitslöhne möglichst ständig sinken, so dass die Frau sich zusätzlich diesem Erwerbsprozess unterziehen musste. Eine Familie hat in der modernen bzw. postmodernen Gesellschaft westeuropäischer Prägung nicht mehr einen Ernährer wie zu Beginn der Industrialisierung, sondern beide Partner einer Ehe müssen derzeit in der Regel Geld verdienen, um die Familie (die Kinder) zu ernähren. Dieser Wandel brachte es mit sich, dass Frauen von Staat gesetzlich eine "Gleichberechtigung" zugesprochen wurde. Sie erhalten für die gleiche Arbeit in der Regel zwar noch nicht den gleichen Lohn wie ihre männlichen Kollegen, dürfen sich jedoch ebenfalls am Prozess der "Selbstausbeutung" in der postmodernen Gesellschaft beteiligen, wie Han dies nennt. In der BRD (Bundesrepublik Deutschland) gilt für Frauen wie für Männer das gleich Recht auf Entfaltung der Persönlichkeit sowie alle anderen Grundrechte.

5. Der Konflikt zwischen den Kirchen und dem Staat in der westeuropäischen Kultur am Beispiel der BRD

Die Regierung der BRD, allen voran die Kanzlerin, verkündet seit einiger Zeit, dass nicht nur das Christentum an der westlichen Kultur Anteil hat, sondern dass auch der Islam zu Deutschland gehöre.

Historisch betrachtet hat der Islam keinen Beitrag zum Aufbau und der Entwicklung der westeuropäische Kultur geleistet, im Gegenteil haben die westeuropäischen Staaten verlustreiche aber am Ende erfolgreiche Kriege mit dem Ziel geführt, die Kirchen, die derartige morgenländische religiöse Konstruktionen nach Westeuropa tragen wollten, an deren Verbreitung zu hindern. Die Menschenopfer werden im Nachhinein von denen als sinnlos abgestempelt, die nun diese Kirchen als zu Deutschland oder Westeuropa zugehörig betrachten. Dabei werden die Unterschiede dieser Glaubensrichtungen (Schiiten, Sunniten usw.) völlig außer acht gelassen und deren Konflikte nach Europa importiert.

Zusätzlich wird die Gleichberechtigung weiblicher Menschen, die als Errungenschaft westlicher Kultur angesehen werden kann, für große Teile der Bevölkerung außer Kraft gesetzt, da den Kirchen gestattet wird, ihre weiblichen Kirchenmitglieder von dieser Gleichberechtigung auszuschließen. Dass diese Vorenthaltung der Gleichberechtigung von einer weiblichen Kanzlerin gefördert wird, ist dem männlichen Betrachter unverständlich.

Abgesehen davon ist historisch betrachtet die Industrialisierung der "westlichen" Welt Folge der Entwicklung der Naturwissenschaften, die im 18., 19. und 20. Jahrhundert stattgefunden hat. An der Entdeckung neuer Energiequellen und der Entwicklung von Dampfmaschinen, Nutzung der elektrischen und atomaren Energien sowie der Entwicklung dementsprechender Fortbewegungsmittel wie Autos, Eisenbahnen, Flugzeugen, Raketen, Schiffen usw. waren die Religionen unbeteiligt. Zwar waren viele Forscher Mitglieder von Religionsgemeinschaften, hier besonders der jüdischen Religion. Mitglieder islamischer Religionen haben sich an dieser Industrialisierung nicht beteiligt. Allenfalls wurde von Staaten dieses Kulturbereichs Energieträger geliefert (Erdöl). Auch insofern ist der Islam nicht Teil der westeuropäischen Kultur gewesen. Der Wohlstand, der aus der Nutzung dieser neu entdeckten Energien und den neu entwickelten Maschinen und Apparaten, die die menschlichen Fähigkeit bis hin zu den neuen Kommunikationsmöglichkeiten mit Computer, Internet und Smartphone erweitern, entstammt, ist Ergebnis westeuropäisch-wissenschaftlichen Denkens und Forschens.

Dass der Islam zu Deutschland und Westeuropa gehören solle, ist offensichtlich eine aktuelle politische motivierte Aussage, die nicht historisch begründet ist, sondern der Aquirierung neuer potentieller Arbeiter und Käufer dienen soll, also in erster Linie der Wirtschaft nutzt. Sie reiht sich ein in andere politische Entscheidungen, die nicht dem Wohl der Individuen, sondern dem Wohl und Interesse der Industrie, der Wirtschaft und des Bankensystems dienen.

Es hat den Anschein, dass weder die Menschen, noch die Religionen einen Einfluss auf politische Entscheidungen haben, sondern dass das Verhalten der Systeme Staat von anderen Lebenden Systemen höherer Ordnung gesteuert werden, die global tätig sind und das Verhalten der Staaten in ihrem Sinn manipulieren - den Supersystemen.

6. Menschenrechte versus Riten der Religionsgemeinschaften

Fragt man sich, was höher zu bewerten ist, die Gleichberechtigung der Frau als Menschenrecht, im Grundgesetz der BRD festgeschrieben in Artikel 2, der besagt, dass alle Menschen das Recht auf freie Entfaltung ihrer Persönlichkeit haben, oder das Recht verschiedener Kirchen oder Religionsgemeinschaften, Frauen das Freiheitsrecht, das dem Mann zugesprochen wird, zu versagen, so ist die Antwort auf einfache und praktische Weise zu erhalten.

Ich habe am 12. April 2015 eine Petition folgenden Wortlauts beim Bundestag eingereicht (Pet 4-18-07-10000-019439):

Der Deutsche Bundestag möge beschließen, dass Artikel 4.2. des Grundgesetzes (Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.) ergänzt wird um die Einschränkung: …, soweit hierdurch nicht die Grundrechte auf freie Entfaltung der Persönlichkeit und auf körperliche Unversehrtheit (Artikel 2GG) anderer verletzt oder aufgehoben werden."

Die Antwort des Petitionsausschusses vom 23.4.2015 war eindeutig:

"Sehr geehrter Herr Zimmerman, … Nach Prüfung aller Gesichtspunkte ist der Ausschussdienst zu dem Ergebnis gekommen, dass eine Umsetzung Ihres Anliegens … ausgeschlossen erscheint."

Mit anderen Worten: Die BRD ist ein Staat, der zwar im Grundgesetz die Gleichberechtigung der Geschlechter und die freie Entfaltung der Frau proklamiert, aber den Religionsgemeinschaften bei der Missachtung des Grundgesetzes keinen Einhalt gebietet. Die Politik begründet mit Artikel 4 GG die höhere Wertigkeit der Rituale und Bräuche der Religionsgemeinschaften im Vergleich zum Grundgesetz. Nicht das Grundgesetz ist bindend, sondern die religiösen Gesetze.

Mir war so, als ob mir in der Schule gelehrt wurde, dass das Grundgesetz die Individuen vor Übergriffen des Staats schützen solle. Ich muss mich da verhört haben. Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland schützt nicht die Individuen und deren Rechte, sondern es schützt selbst menschenverachtende Praktiken von Religionsgemeinschaften. Die ungestörte Religionsausübung wird nicht auf die Individuen bezogen, denen erlaubt wird, alles zu glauben, was sie möchten, sondern sie wird auf die Religionsgemeinschaften bezogen, die mit ihren Gläubigen machen können, was ihnen beliebt, ohne das Grundgesetz zu beachten.

Das Hypersystem Staat ist nicht nur Spielball von Großkonzernen, die ihre Produktion von einem Staat in einen anderen verlegen und damit nach Belieben den einen Staat schwächen und den anderen stärken können; es ist auch nicht nur Spielball von Großbanken, bei denen sie verschuldet sind und die sie dennoch mit Hilfe von Steuergeldern retten müssen, wenn diese pleite zu gehen drohen; nein, der Staat ist außerdem Beschützer und Diener der Religionsgemeinschaften, die sich nicht an die in Verfassungen der Staaten halten müssen. Das Hypersystem Staat ist tatsächlich zum Spielball dieser Supersysteme geworden.

Rudi Zimmerman, Gesellschaftsanalytiker

Erläuterung: der Staat ist ein Hypersytem, das den Individuen übergeordnet ist, die 3 großen Supersysteme unserer Zeit sind global handelnde Großkonzerne, international tätige Finanzinstitutionen (z.B. der IWF) und die Religionsgemeinschaften.

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Biologisch besteht die Erdbevölkerung aus Horden schwer bewaffneter Affen. Kann die Evolution des Geistes diese zu einer Menschheit einen?

Mit dieser Frage beschäftigt sich die Philosophie lebender Systeme in dem kürzlich erschienenem Buch:

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Das Manifest 2010
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